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Von der Elektronik zum Computer
Mein Interesse für die Elektronik ließ stark nach, als die ersten kleinen Computer auf den Markt kamen. Ich besorgte mir für 298 DM einen Bausatz für den Sinclair SX 81 und baute ihn zusammen. Der 8-Bit-Computer hatte eine Folientastatur, auf der die BASIC-Befehle direkt aufgedruckt waren, 1024 Byte Arbeitsspeicher und noch kein Diskettenlaufwerk. Alles, was man programmierte, musste man auf einem Kassettenrekorder speichern, den man anschließen konnte. In den Fachzeitschriften waren Listings abgedruckt, die man eingeben konnte, um kleine Spiele auf dem Bildschirm zu spielen, der natürlich noch keine Grafikausgabe hatte.Für den Anfang war das nicht schlecht, aber irgendwie war das langweilig und ich stieg schnell auf einen Commodore C64 um, obwohl der über 1000 DM kostete. Dafür war es ein richtiger Computer mit 64 KB Arbeitsspeicher und einer Grafikausgabe, sodass man ihn an einen Fernseher anschließen konnte. Nach kurzer Zeit gab es auch ein passendes Diskettenlaufwerk dazu, in das man 5 1/4 Zoll Disketten zum Speichern stecken konnte. Sehr schnell kamen viele Spiele für den C64 auf den Markt, was meinen Sohn zum Jubeln brachte, der damals 13 Jahre alt war und gut mit dem Gerät klar kam. Die Spiele hatten alle einen Kopierschutz und man musste mit viel Raffinesse den umgehen, wenn man die Spiele auf eine andere Diskette kopieren und weitergeben wollte. Die Disketten waren ziemlich teuer (4,50 DM das Stück) und die Spiele wurden mit 15 DM pro Diskette gehandelt. Der Verkauf war natürlich illegal, aber die Freunde meines Sohnes rissen sich um die Disketten. Als aber die Polizei bei uns erschien, weil einer den Verkäufer verraten hatte, war es aus mit dem Kopieren.
Da hatte ich als Vater doch eine glorreiche Idee: Ich hatte nämlich beobachtet, dass mein Sohn Oliver nach jedem Spiel ein Reset machte, indem er einen Kurzschluss am Userport zwischen zwei Kontakten herstellte. Ich baute also in einen passenden Diodenstecker einen Taster ein, dessen Anschlüsse ich innen mit den entsprechenden Kontakten verlötete. Anschließend vergoß ich das Innere mit Heißkleber und fertig war ein professioneller Resettaster. Den fotografierten wir und inserierten in den Fachzeitschriften "Run" und "Mein Homecomputer". Wir boten den Resettaster für 5 DM an und hatten riesigen Erfolg. Innerhalb eines Jahres hatten wir 5000 Stück verkauft. Wir teilten uns den Gewinn abzüglich der Versandkosten und der Diodenstecker, die ich in großer Zahl bei CONRAD Electronic eingekauft hatte. Mein Sohn konnte sich seine Traum-Stereo-Anlage mit den Calabasse-Lautsprechern kaufen und ich sparte für einen IBM-Computer, der zu dieser Zeit noch immer mehr als 6000 DM kostete. .
In der Zwischenzeit war der Commodore 128 erschienen und das Schulamt für die Stadt Neuss hatte für unsere Schule an der Gnadentaler Allee 8 Stück davon gekauft und einen Computerraum eingerichtet. Die Schüler waren begeistert. Dort führte ich Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer durch, die jetzt zum ersten Mal mit einem Computer in Berührung kamen. Zu manchen Veranstaltungen nahm ich meinen Sohn mit, der den Teilnehmern das notwendige Wissen in BASIC vermittelte, das für die Programmierung des Computers notwendig war. Das Interesse der Teilnehmer war groß, die Hemmschwelle aber auch, da die meisten sich noch nie mit derartigen Geräten auseinandergesetzt hatten. Meine Frau musste laut lachen, als mein Sohn nach solch einem Kursus nach Hause kam und sagte: "Mein Gott, sind die Lehrer blöd!". Ich musste vermitteln und ihm erklären, dass er ja nun durch die zweijährige Beschäftigung mit diesem Gerät einen gewaltigen Wissensvorsprung hatte. Das Fernsehen kam und drehte einen Film, wie ich mit den Schülern eine Unterrichtsstunde gestaltete und zeigte, wie man mit ein paar einfachen Handgriffen durch Auswechslung eines ICs den Arbeitsspeicher des Rechners verdoppeln konnte. Wir nahmen mit der Schule an einem Modellversuch der Telekom teil und erhielten ein BTX-fähigen Adapter und einen Akustikkoppler, mit dem man Bildschirmtext senden und empfangen konnte. Wir bekamen als eine der ersten 40 Schulen Nordrhein-Westfalen eine E-Mail-Adresse und konnten E-mails schreiben Der Empfängerkreis war anfangs allerdings noch nicht sehr hoch, wuchs aber dann doch.
Ich schrieb in dieser Zeit ein Buch "Große Leistungen mit kleinen Computern", das ich beim Verlag an der Ruhr veröffentlichte. Darin zeigte ich viele Probleme auf, die sich mit dem Commodore 64 oder auch mit dem 128er einfacher lösen ließen als durch konventionelle Rechenstrategien. Das Interesse war aber nicht so groß wie ich erwartet hatte, denn die Lehrer standen dem neuen Medium ziemlich skeptisch gegenüber. Das merkte ich sogar in der Lehrplankommision für Physik. Das Schulministerium hatte nämlich eine Neugestaltung des Lehrplans Physik für Hauptschulen gefordert und ich war in die Lehrplankommission berufen worden. Alle Mitglieder sprachen sich dafür aus, den Computer noch nicht zu Berechnungen für den Physikunterricht hinzuzuziehen, weil zu wenige Schulen über eine entsprechende Ausstattung verfügten.
Der Siegeszug des IBM-Computers setzte ein, weil das Betriebssystem einfach besser war als das von Commodore. Ich kaufte mir also einen IBM-PC 5055 für 5000 Euro und machte meine ersten Erfahrungen mit dem DOS-Betriebssystem.
Das Gerät hatte noch keine Festplatte und man musste mit zwei Diskettenlaufwerken arbeiten. Das können Sie auf dem Bild von Wikipedia deutlich sehen. Aber immerhin hatte es einen Schwarz-weiß-Monitor und eine richtige Büro-Tastatur. Es war eben ein Arbeitsplatz-Computer und kein Heimcomputer mehr.
Ich kaufte mir zunächst eine 10MB-Festplatte dazu und später auch eine zweite. Durch die freien Steckplätze konnte man mit Zusatzkarten den Computer erweitern und leistiungsfähiger machen. Es gab auch schon einige Programme für die Textverarbeitung. Die Ausgabe auf dem Monitor erfolgte textbasiert oder mit einer ziemlich pixeligen Grafik. Für jedes Programm gab es eine eigene Diskette, mit der der Rechner gestartet werden musste. Wollte man das Programm wechseln, musste man eine andere Diskette einlegen und den Rechner neu starten. Das wurde zwar mit der Festplatte besser, aber mehrere Programme konnte man mit dem MS-DOS System nicht laufen lassen. Es ging immer nur mit einem einzigen. Und an eine Steuerung mit Maus war nicht zu denken, die gab es damals noch gar nicht.
Glücklicherweise fand ich nach einem Jahr einen Käufer für mein umgebautes Gerät und stieg auf einen kompatiblen Nachbau PC um. Diese PCs mit einem 286er -Prozessor waren deutlich schneller und vor allem viel billiger. Für 5400 DM kaufte ich eine komplette Anlage und war sehr zufrieden, denn mein Sohn bekam jetzt durch die EGA-Grafikkarte und den größeren Monitor Spaß an den Geräten und an den Programmen. Besonders die Schriften hatten es ihm angetan. Mit dem Programm "Fontasy" entwarf er Schriften und Grafiken für den Computer. Inzwischen gab es schon DOS 2.10 und auch die Computerzeitschrift "DOS". In der annoncierte er seine Schriftsätze und hatte Erfolg. Ich selbst lernte derweil fleißig die DOS-Befehle, denn die Entwicklung des Betriebssystem von Microsoft ging sehr schnell und wir druckten bereits Grafiken auf einem Epson-Nadeldrucker aus. Der wurde dann auch für das Sekretariat der Schule angeschafft und ich musste der Sekretärin die ersten Schritte am Computer beibringen. Als sie aber sah, dass das Schreiben mit WORD relativ einfach war und man die Briefe oder Formulare abspeichern und neu verwenden konnte, war sie happy.
1988 war mein Sohn Olver 18 Jahre alt gewoden und gründete in der Oberprima seine Computerfirma. Er hatte schon einen recht guten Kundenstamm und die Leute verlangten natürlich nicht nur nach Schriften und Grafiken, sondern auch nach Zubehörteilen für ihre PCs, nach besseren Grafikkarten und Software. Inzwischen war DOS 3.1 Standard, es gab WORD 5.5 und die Steuerung mit der Maus hatte sich durchgesetzt. Da mein Sohn und ich die Rechner-Hardware in und auswendig kannten, kamen wir auf die Idee, die Einzelteile zu kaufen und die Maschinen selbst zusammenzubauen. So konnten wir einen kompletten PC für unter 3000 DM anbieten. Viele Bekannte kauften ein Gerät und waren zufrieden. Die Mundpropaganda lief an und bald nahmen die Aufträge zu. Mein Sohn sorgte für die geschäftliche Abwicklung und ich montierte als Turboschrauber die Geräte. Dann wuchs uns die Nachfrage über den Kopf und als ein Auftrag über 32 Rechner samt Peripherie, Garantie und Service aus Hannover eintraf, brachen wir ab. Oliver verkaufte die Firma samt Kundenstamm an einen Freund.
Ich war inzwischen Schulleiter an einer Gesamtschule in Krefeld geworden und musste dort die gesamte Computertechnik aufbauen, denn es war eine neu gegründete Schule, in der noch nichts vorhanden war. Das ging aber schnell, weil die Stadt Krefeld die finanziellen Mittel großzügig bereitstellte. Dazu schenkte uns die Bundespost 8 Geräte samt Monitoren. 1993 hatten wir einen Computerraum mit 8 vernetzten Rechnern und konnten Informatik als Fach anbieten. Ich sorgte dafür, dass wir eine E-mail Adresse bekamen, die damals AOL allen Schulen kostenlos zur Verfügung stellte. Ich selbst hatte noch eine Compuserve-Adresse und nahm wie alle Kolleginnen und Kollegen das AOL-Angebot an. Wir schlossen uns der Initiative "Schulen ans Netz" und bald surften wir über Modems in dem neu entstandenen Internet. Das musste zwar alles mit Netscape ablaufen, funktionierte aber schon leidlich. Bald hatte ich fast für jeden Kollegen einen Rechner zusammengebaut.
Im Laufe der nächsten Jahre konnten wir viel perfektionieren, erstellten unseren Stundenplan mit dem Computerprogramm "Untis" und wurden Fortbildungszentrum für die Lehrer, die sich bei der Bezirksregierung Düsseldorf für einen Weiterbildungskurs Informatik meldeten.
Durch meine Kontakte zum Landesinstitut für Schule und Weiterbildung in Soest erfuhr ich vom Comenius-Programm. Unserem Antrag auf Aufnahme wurde stattgegeben und wir konnten unseren Schüleraustausch mit irischen, französischen und spanischen Schulen durchführen, die wir vorher per E-mail kennengelernt hatten.
Im Bereich Technik arbeiteten wir mit den Universitäten Münster und Wuppertal im Projekt PETRA D24 zusammen. Das war ein europäisches Projekt zur Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit Computern am Beispiel der Steuerung von Werkzeugmaschinen. Wir erarbeiteten ein vielbeachtetes Konzept zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen und besuchten den Unterricht von englischen und belgischen Schulen. Durch den engagierten Einsatz meines Kollegen Rolf Willemsen wurden Geräte für einfache CNC-Steuerungen entwickelt, die im Wahlpflichtunterricht des 7. und 8. Schuljahres eingesetzt wurden. Hier ein Foto vom Wahhlpflichtunterricht des 7. Schuljahres:
Technikunterricht im 7. Schuljahr: Ein 12jähriges Mädchen programmiert und steuert eine Styroporschneidemaschine
Ein bisschen leid getan hat mir mein Kollege Günter Schenke, der im PETRA-Projekt in unserer Gruppe war und eigentlich das Styropor-Schneidegerät in der Form entwickelt hatte, das Sie auf dem Foto sehen. Als die Firma Leybold in unserer Schule war und sich die Geräte angeschaut hatte, war sie begeistert und bat uns, die entsprechenden Schülerversuche damit zu beschreiben. Herr Willemsen entwickelte das Interface und ich kümmerte mich um die Unterrichtsentwürfe. Als dann Leybold die fertigen Geräte vorstellte, hatte die Firma natürlich die Ideen alle übernommen und zum Patent angemeldet. Herr Schenke ging leer aus und es erging ihm wie mir damals mit meinen Plexiglas-Bausteinen vor einigen Jahren. Lehrmittelfirmen sind halt cleverer als wir Lehrer.
Das Interface von Herrn Willemsen war aber große Klasse. Es war für die informationstechnische Grundbildung optimiert und konnte verschiedene Schrittmotore steuern. Hier drei Anwendiungsmöglichkeiten:
Die intensive Beschäftigung mit diesem Themenbereich führte sogar dazu, dass unsere Schülergruppe auf der Weltausstellung im Jahre 2000 in Hannover einen Platz im Ausstellungspavillon hatte. Die EXPO 2000 stand unter dem Motto „Mensch, Natur und Technik – Eine neue Welt entsteht“ und war ein Höhepunkt meiner Schulleitertätigkeit.
Es war aber nicht das Ende meines Computerhobbys, denn die Rechner wuchsen rasant in der Geschwindigkeit und damit natürlich auch in den Anwendungsmöglichkeiten. Es wurde fantastische Software entwickelt und ich konnte meine Schaltpläne mit dem Programm CorelDraw entwerfen und die Geräte damit zeichnen. Von der Firma Adobe wurde das Programm "Photoshop" herausgebracht. Das war das Startsignal für die Bearbeitung meiner Digitalfotos und damit schloss sich der Kreis zum Hobby Fotografieren. Jetzt arbeite ich mit einem PC, dessen Herz aus einem AMD Ryzen 7-5800 besteht und der mit so viel schnellem Arbeitsspeicher und SSDs bestückt ist, dass die Arbeit mit großen Foto- oder Videodateien richtig Spaß macht.