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Vom Motorrad zum Auto
Mit 16 Jahren hatte ich meinen Führerschein für Kleinkrafträder und mit 18 meinen Motorradführerschein. Ich hatte einen Sonderkurs bei der Polizei belegt und brauchte nur die Gebühren zu bezahlen. Als Jugendlicher war das Motorrad mein Traum. Nach einigen Versuchen mit einer Zündapp Combinette, einer Florett und einer NSU Fox mit 125 ccm kam ich schon auf 80 km/h. Ich hatte viel Erfahrung bei meinen Zweiradbasteleien durch einen Freund gewonnen, der um die Ecke wohnte und Schlosser war. Von ihm lernte ich den richtigen Gebrauch der Werkzeuge und das fachgerechte Arbeiten. Ich lernte die Motoren zu frisieren durch Vergasereinstellungen, andere Ansaugrohre oder das Abschleifen der Zylinderköpfe zur Kompressionserhöhung. Das war natürlich ein dauernder Wettkampf zwischen uns beiden, wer die schnellste Maschine hatte. Wir fuhren mit Benzin-Alkoholgemischen und hatten oft Kolbenfresser. Aber hinterher kannte ich jedes Einzelteil der Maschinen und konnte alles reparieren.
Meine nächste Maschine war eine NSU-Max mit 250 ccm, die ich in der Oberprima einem Mitschüler abkaufte. Das war ein Quantensprung, denn die lief schon gute 120 km/h und ließ den Adrenalinspiegel steigen. Nach einem Umbau zur Supermax hatte sie 18 PS und eine Sitzbank. Die Schwinggabel vorn war durch eine Teleskopgabel von der Horex-Regina ersetzt worden und die klobige Lenkstange durch zwei Lenkerstummel. Damit erreichte sie fast 140 km/h und war mein Traum. Mit ihr machte ich in den Sommerferien meine erste Reise durch Marokko bis an den Rand der Sahara. Mit einem Freund zusammen war das ein großes Erlebnis, wenn es auch nicht ohne Sturz abging und mancherlei Reparaturen im Straßengraben erledigt werden mussten.
Nach dem Abitur begann ich mein Lehrer- Studium an der Pädagogischen Hochschule in Neuss. Das war nicht sehr anstrengend und ich hatte durch Nachmittagsarbeit im Neusser Hafen preiswert einen alten DKW 3=6 mit Holzaufbau erstanden. Der hieß 3=6, weil er angeblich mit 3 Zylindern das schaffte, was sonst mit 6 Zylindern erreicht wurde. Als Zweitakter tuckerte er eigentlich ganz ordentlich und musste immer mit einem Gemisch gefahren werden. In den ersten Semesterferien machten wir zu viert damit unsere erste Tour in den Orient. Wir hatten große Pläne und wollten von Deutschland bis nach Kabul kommen. Doch schon in Österreich brach die vordere Blattfeder und der Kühler wurde undicht. Den Kühler bekamen wir dicht, aber mit der gebrochenen Blattfeder mussten wir weiter fahren. Und kamen bis in die Türkei, wo es uns doch erwischte, als wir nachts in ein Schlagloch fuhren. Es rummste gewaltig und durch den Holzaufbau der Karosserie ging ein breiter Riss. Mit einem dicken Seil banden wir die Karosse wieder zusammen und gelangten damit tatsächlich wieder nach Hause. Das war ein richtiges Abenteuer.
Trotzdem besorgte ich mir wieder einen anderen DKW Meisterklasse 3=6, weil ich inzwischen diesen Autotyp in- und auswendig kannte. Als der Auspuff abbrach und die linke Tür nicht mehr schloss, suchte ich auf einem Auto-Schrottplatz in Kaarst nach einem ähnlichen Modell und baute alles aus, was ich für meinen Wagen gebrauchen konnte. Dem Besitzer des Schrottplatzes imponierte mein schneller Aus- und Umbau und er fragte mich, ob ich nicht bei ihm anfangen könnte. Meine Aufgabe wäre die Demontage der Autos, weil er die Ersatzteile in einer Halle lagern und verkaufen würde. Dort stapelten sich Hunderte von Lichtmaschinen, Anlassern, Kühlern und sonstigen Teilen, die als Verschleißteile gesucht waren. Außerdem hätte er 6 KInder und drei davon wären noch in der Schule und könnten Nachhilfestunden brauchen, denn ich wäre ja Lehrer-Student. Und über die Bezahlung würden wir schon einig, denn als erstes überließ er mir meine Ersatzteile fast kostenlos.
Dieser Schrottplatz mit der angrenzenden Werkstatt wurde während meiner Studienzeit meine zweite Heimat. Jede freie Minute verbrachte ich dort. Der Inhaber war Kraftfahrzeugschlosser und im Krieg in einer Instandsetzungskompanie eingesetzt gewesen. Er kannte alle Tricks, wie man kaputte Autos wieder flott bekommt und wie man nicht vorhandene Ersatzteile durch andere ersetzt oder selbst welche anfertigt. Von ihm lernte ich, dass man Wasser als Bremsflüssigkeit verwenden kann, wie man Ventile schleift und Nockenwellen einstellt. Er baute aus den verschrotteten Fahrzeugen und Unfallfahrzeugen Gebrauchtwagen, die neu lackiert und gut verkauft wurden. Seine Favoriten waren Mercedes Diesel, weil er deren Technik am besten beherrschte. Seine Spezialität war der Umbau von Benzinern in Dieselmodelle, weil man die großen Mercedes-Karossen (220er, 300er) recht günstig bekam. Alte Dieselmotoren wurden auf Vordermann gebracht, z.T in der Zylinderschleiferei überholt und in die Benzinmodelle eingebaut. Es musste oft nur die Motoraufhängung geändert und die Vorglühanlage eingebaut werden. Die Motoren selbst passten alle problemlos. Anschließend fuhr man zum TÜV und ließ die Papiere umschreiben. Auf dem Hof stand ein großes Fass mit Heizöl, mit dem die Fahrzeuge aufgetankt wurden. Ein Liter Heizöl kostete damals ungefähr 8 Pfennig, was ein preiswertes Fahren ermöglichte. So blieb es denn nicht aus, dass ich bald meinen ersten Mercedes fuhr, einen 170V, aus dem ich durch den Einbau eines Dieselmotors einen 170DS gemacht hatte. Auf dem Foto sehen Sie ein solches Fahrzeug. Das war natürlich noch ein abenteuerliches Fahren, denn der Wagen hatte Zentralschmierung und Seilzugbremsen. Und wie mein erster DKW noch Winker an der Seite, die zu Blinkern umgebaut werden mussten. Aber das war alles kein Problem, denn es gab genügend Ersatzteile auf dem Schrottplatz.
Bald darauf folgte ein Mercedes 220. Wie mein Chef verkaufte ich die umgebauten Diesel mit Gewinn, was mit dem Hinweis auf das billige Tanken in Holland relativ leicht war. Ich lernte viel dazu - vor allem Schweißen und Lackieren - und zum Schluss konnte ich sogar Diesel-Einspritzpumpen einstellen. Meine beste Leistung war ein Borgward Pullman 2400, in den ich einen Hanomag Dieselmotor eingebaut hatte. Die hintere Stoßstange konnte man herausziehen und in die Öffnung passten zwei 20-Liter-Kanister - diie ideale Lösung für das preiswerte Tanken in Holland. Durch den Gebrauchtwagen-Verkauf ging es mir finanziell ganz gut und ich fragte mich, ob das nicht doch mein Berufsziel werden könnte. Aber meine Mutter drängte auf das Beamtentum und ich machte meine Lehrerprüfung. Am ersten Schultag fuhr ich an der Leoschule in Neuss mit einem Mercedes 219 mit Dieselmotor vor. Ich war 22 Jahre alt und hatte großen Spaß an Autos. Allerdings mussten es Diesel sein, denn man konnte damit für 10 DM nach Paris und zurück fahren, wenn man Heizöl tankte.
Autos waren mein Hobby und ich verschönerte und polierte alle meine Mercedes-Fahrzeuge. Zwischendurch mussten auch ein paar andere Autos herhalten, als ich heiratete - Fiats, Opel und auch VWs waren darunter. Aber ich kam immer wieder zum Mercedes zurück. Schließlich wurde es ein goldener Mercedes 300D, der mich faszinierte und unser Familienfahrzeug wurde. Er hatte den Farbton byzanzgoldmetallic und lief fantastisch. Probleme hatte ich keine, weil ich alles selbst reparierte.
Es dauerte aber dann doch noch einige Jahre, bis ich zu meinem Traumwagen kam. Ich war längst verheiratet und hatte mir mit meiner Frau einen roten 190 SL angeschaut und damit geliebäugelt. Aber der war doch ziemlich klein und auf der Rückbank musste etwas Platz für unseren Sohn sein. Schließlich fand ich bei einem Händler in Remscheid einen goldenen 280er SLC.
Mein Sohn hatte auch großen Spaß an dem SLC
Sofort tauschte ich meinen Diesel dagegen ein und war zu meinem 40. Geburtstag glücklicher Besitzer meines Traumautos. Das fuhr ich in einem Zeitraum von 10 Jahren 190 000 km und hatte zur Vorsicht die meisten Ersatzteile im Keller. Er war zwar nicht der Schnellste, aber ich stellte fest, dass man mir auf der Autobahn Platz machte, wenn man mich damit im Rückspiegel erblickte. Das imponierte mir gewaltig.
Inzwischen war ich Schulleiter in Gnadental und wir fuhren mit diesem Wagen in den Ferien in Urlaub. Orte in ganz Europa waren unser Ziel und auch noch die ersten Jahre als Schulleiter in Krefeld-Hüls begleitete mich dieses schöne Auto. Die unteren Holme begannen aber zu rosten und ließen sich nicht mehr ohne hohe Kosten schweißen. Schließlich war der Wagen 25 Jahre alt und immer kräftig gefahren worden. Außerdem brauchte er seine 15 Liter Super auf 100 km. Ein neues Fahrzeug musste her: ein bordeauxroter BMW 525 D, wieder ein Diesel, den ich weitere 10 Jahre fuhr. Danach kamen zwei Audis und jetzt fahre ich im Jahre 2024 einen Audi Q3 als Diesel, mit dem ich sehr zufrieden bin. Er hat inzwischen 120 000 km auf dem Buckel und ist 11 Jahre alt. Nur reparieren kann ich den nicht mehr: Der Motor ist gekapselt und computergesteuert. So hat sich die Zeit verändert. Meine Inspektionen mache ich noch selbst, aber die Service-Anzeige lässt sich nicht ohne Werkstatt zurückzustellen. Jedenfalls ist es ein wunderschönes Reiseauto. Man kann schnell damit fahren und die Tankfüllung reicht für fast 1000 km.